Im heutigen Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf einige historische Misslichkeiten beim Stollenbacken in der Nachkriegszeit. Nicht immer war es so einfach wie heute, an die nötigen Zutaten des Dresdner Christstollens heranzukommen. Zu jener Zeit herrschten raue Zustände und nicht jeder konnte sich einen Christstollen leisten.

Die ältere Generation der Dresdner erinnert sich sicher noch an die schweren Jahre kurz vor Ende des Zeiten Weltkrieges, als die prächtige sächsische Landeshauptstadt durch amerikanische und englische Bomben in Schutt und Asche gelegt wurde. Diesen Anschlägen fielen nicht nur tausende Menschenleben zum Opfer, sondern auch die edlen barocken Gebäude, wie Dresdner Zwinger, Semperoper und Frauenkirche. In dieser schwierigen Zeit sowie den Jahren nach Ende des Hitler-Regimes hatten die Dresdner zunächst anderes im Sinn, als sich um ihre Weihnachtsrituale zu kümmern.

Das Stollenbacken in der bitteren Nachkriegszeit bildete jedoch stets ein bedeutendes Ritual in der Weihnachtszeit. Allerdings waren in dieser Zeit bis hin zur Maueröffnung 1989 Orangeat, Zitronat, Rosinen und Mandeln knapp und daher nur schwer zu beziehen. Wer jene Zutaten erwerben wollte, brauchte schon besondere Kontakte oder ließ sich die Ware von westlichen Freunden oder Verwandten zuschicken. Gerade in Anbetracht der üppigen Christstollen Rezepte aus der Vorkriegszeit hatten Original Dresdner Christstollen beinahe Seltenheitswert.

In dieser Zeit wurde auf Anweisung der DDR-Regierung unter anderem Kandinat als Ersatzstoff für Orangeat und Zitronat produziert. Man differenzierte zwischen Kandinat M, dem Ersatz für Orangeat, welcher aus gekochten, kandierten Möhren bestand, und Kandinat T, dem Ersatz für Zitronat, welcher aus kandierten grünen Tomaten hergestellt wurde. Grund für die chemische Herstellung dieser Ersatzstoffe waren die hohen Importkosten für Zitrusfrüchte. Von nun an mussten die Stollenbäcker auf die fragwürdigen Ersatzstoffe zurückgreifen.

Eine weitere Kostensenkungsmaßnahme war der Vorschlag der Verwendung von gezuckerten Apfelstückchen anstelle von Rosinen. „Glücklicherweise“ waren die Forscher mit dem Geschmack der abgespeckten Stollenversion nicht zufrieden, woraufhin die Rosinen-Ersatz-Aktion still und heimlich abgeblasen wurde.

Fazit - Erfreulicherweise schadeten die misslichen Umstände bzw. Engpässe diverser Zutaten dem herausragenden Ruf des Dresdner Christstollens nicht, da sich die Bäckermeister stets voll und ganz der Tradition des Christstollenbackens hingaben und so dessen üppige Rezeptur waren konnten. Wir können uns also umso mehr auf die bevorstehenden Weihnachtstage mit leckerem Dresdner Stollen freuen.